Alltagsgeschichte
Folge vom 27.08.2017: Shoppen in Sopron
In den 1980er Jahren, als die ungarische Grenzstadt Sopron noch jenseits des Eisernen Vorhanges lag, stand die Befriedigung von Gier im Vordergrund, das Aufstöbern von Salami: echte ungarische von der Stange, und noch dazu unverschämt günstig. Dass die einheimische Bevölkerung vergleichsweise einen niedrigeren Lebensstandard hatte, das Stadtzentrum in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand war und eine bedrückende Stimmung vermittelte, kümmerte die Besucher wenig. Das heutige Sopron ist gänzlich verwandelt: Hier regiert nun der Zeitgeist, der nach Schönheit, Vitalität und Wohlgefühl strebt. Hinter den historischen Fassaden stecken Wellness-Oasen, Frisiersalons und Schönheitsstudios, eines neben dem anderen, dazwischen nur unterbrochen durch Zahnkliniken und Dentalstudios. Der einstige Run auf Salami ist durch den Wellnessboom abgelöst worden. Die Österreicher und Österreicherinnen und speziell die nur 60 km entfernt wohnenden Wiener und Wienerinnen halten Sopron für eine Art Paradies, in dem sie ihre Sehnsüchte erfüllbar sehen: stark, reich und schön. Man ist ja schließlich - EU hin oder her - im noch immer preisgünstigen Ausland. Regie: Martin Polasek Biildquelle: ORF